Gasthauskind
Roman, 2009 - zusammen mit Ingried Wohllaib
erhältlich bei Piper-Verlag

Der Roman "Gasthauskind" - eine Gemeinschaftsarbeit von Ingried Wohllaib und Petra Morsbach - erscheint im September 2009 im Piper Verlag.

Die Geschichten sind knapp und oft ohne reguläres Ende. Dennoch finden sich berührende Miniaturporträts wie das der einsamen Gerta, die „Schlossgeist“ genannt wird. „Sie trank mit jedem, hörte sich alle Probleme an. Kurz liebte sie Hans. Oder Franz. Auch Sepp. Alle Männer mochten sie, doch da alle sie mochten, mochte sie keiner. War eine sogenannte anständige Frau in der Nähe, verachtete man sie. Sie nahm es hin. Ich erkannte ihre Zigaretten im Aschenbecher. Der Lippenstift blieb als Ölbild auf der ausgedrückten Kippe. War sie traurig, kam sie nicht. Sie scherzte, auch wenn sie beleidigt wurde.“

Oder das des Arbeiters. „Er hackt und mörtelt, bohrt und streicht. Zement rieselt auf in herunter. Er atmet Pulver und Staub ein. Um zwölf Uhr macht er schweißgebadet seine Pause. Schüttet sich drei eiskalte Bier in den Körper, isst mit drei Bissen zwei Presssacksemmeln, raucht gierig drei Zigaretten. Begibt sich in diesem Zustand, um den ihn Straßenkinder der ganzen Welt beneiden, wieder aufs Gerüst. Den Feierabend begeht er an einem Stammtisch mit acht Bier. Schläft wie tot. Auf welchen Abendkurs sollte er noch Lust haben?“

Rücksicht für ein Gasthauskind ist bei solchen Kunden nicht zu haben. Als die Heldin Isabel Gitarre lernen will, drängen sich zwei Stammgäste mit ins Hinterzimmer, um die Musiklehrerin zu verführen. Isabels musikalische Bemühungen sind zum Scheitern verurteilt. „Es wurde gepafft, gesoffen, gegrabscht und gelallt. Man schlug Zeit tot, um an eine Karikatur von Erotik zu kommen. Wieder versuchte ich unsichtbar zu werden, der Peinlichkeit und des Ekels wegen. Den Schwachköpfen war das nur recht. Wieder lobte man mich für meine Verständigkeit und bat um Diskretion, da man mit Frau und Kindern sonntags ins Gasthaus zu Kaffee und Kuchen kam.“